Das deutsch-britische Wettrüsten zur See

Skagerrak 1916

Schiffe
Foto: Library of Congress
1/6
08.04.2016.
u 05:27

Am Morgen des 31. Mai 1916 lief die deutsche „Hochseeflotte“ aus, in der Hoffnung, einen Teil der britischen Flotte in die Falle zu locken und zu vernichten.

Das deutsch-britische Wettrüsten zur See, auch als „Dreadnought“-Rennen bekannt, wird für eine der Ursachen für den Ersten Weltkrieg gehalten. Die Rivalität beider Flotten spitzte sich nach dem Bau der britischen Dreadnought zu, des ersten „all-one-calibre-big-gun-battleship“ (Schlachtschiff mit allen Hauptgeschützen im gleichen Kaliber). Auch Deutsches Kaiserreich war imstande, solche Schiffe zu bauen, was den britischen zahlenmäßigen Vorsprung schmelzen ließ. Die Hoffnung deutscher Seestrategen, vor allem Admiral Tirpitz, auf eine Nahblockade der deutschen Nordseeküste, die eine Seeschlacht in der Küstennähe mit allen Vorteilen für die Kaiserliche Marine gegenüber der britischen „Grand Fleet“ ermöglicht hätte, wurde durch die britische Fernblockade zunichte gemacht. Die deutschen Schlachtkreuzer liefen einige Male aus, um den Gegner durch Beschuss der englischen Küste zum Auslaufen zu bewegen, was im Januar 1915 zum Gefecht bei Doggerbank zwischen Schlachtkreuzern beider Flotten führte. Ansonsten blieb die deutsche Flotte meistens in Wilhelmshaven und Kiel vor Anker liegen.

Am Morgen des 31. Mai 1916 lief die deutsche „Hochseeflotte“ aus, in der Hoffnung, einen Teil der britischen Flotte in die Falle zu locken und zu vernichten. An der Spitze liefen die Aufklärungsstreitkräfte unter Vizeadmiral Franz von Hipper (fünf Schlachtkreuzer, fünf Kleine Kreuzer und 30 Torpedoboote, gefolgt von der Hauptflotte unter Admiral Reinhard Scheer (16 „Dreadnoughts“, sechs ältere Linienschiffe, sechs Kleine Kreuzer und 32 Torpedoboote).

Die Briten konnten die deutschen Funksprüche entziffern, so lief die britische „Grand Fleet“ am 31. Mai kurz nach Mitternacht – noch vor der deutschen „Hochseeflotte“ - aus Scapa Flow, Cromarty und Rosyth aus. Admiral Sir John Jellicoe verfügte über 24 „Dreadnoughts“, drei Schlachtkreuzer, acht Panzerkreuzer, 12 Leichte Kreuzer und 50 Zerstörer und das Schlachtkreuzergeschwader unter Sir David Beatty über sechs Schlachtkreuzer, vier schnelle Schlachtschiffe unter Konteradmiral Hugh Evan-Thomas sowie 14 Leichte Kreuzer und 27 Zerstörer.

Gegen 14.00 Uhr des 31. Mai trafen sich eher zufällig zwei Aufklärungskreuzer beider Seiten vor Skagerrak, etwa 117 km westlich von Jütland (Jylland). Eine Stunde und 45 Minuten später befanden sich die beiden Schlachtkreuzergeschwader im Duell. Der britische Schlachtkreuzer Indefatigable wurde kurz nach 16.00 Uhr getroffen und sank. Nur zwei Mann von ihrer 1000-köpfigen Besatzung überlebten. Um 16.26 Uhr traf das gleiche Schicksal die Queen Mary, wo außer einer Handvoll Überlebender auch 1000 Mann den Tod fanden. Britischer Panzerkreuzer Defence und der deutsche Kleine Kreuzer Wiesbaden gerieten zwischen die Schlachtlinien und wurden versenkt, britisches schnelles Schlachtschiff Warspite schwer beschädigt. Der Panzerkreuzer Warrior wurde zeitgleich mit Defence zerschossen und am Abend von Seeflugzeugträger Engadine in Schlepp genommen, um während der Nacht zu sinken. Der beschädigte Panzerkreuzer Black Prince schloss sich Jellicoes Schlachtschiffen an und geriet während der Nacht an deutsche Schlachtschiffe, um gegen Mitternacht vom Linienschiff Thüringen versenkt zu werden.

Wegen fehlender Meldungen über die Position und Fahrtrichtung des Gegners konnte sich Jellicoes Hauptflotte erst kurz vor dem Zusammenstoß mit Hipper und Scheer aus ihrer Marschformation zu einer Schlachtlinie entfalten. Die an der Spitze fahrenden Schlachtkreuzer unter Admiral Horace L.A. Hood kamen zuerst in die Reichweite deutscher Geschütze und Hoods Flaggschiff HMS Invincible wurde um 18.31 Uhr durch eine Salve der Derfflinger getroffen, um nach der Explosion auch mit seiner Besatzung aus 1000 Mann zu sinken. Hippers Schlachtkreuzer hatten zunächst versucht den Gegner zum Scheers Gros zu locken. Zusammen mit Scheers Schlachtschiffen traf dann Hipper auf die britische Schlachtlinie, die scheinbar den ganzen Horizont ausfüllte und aus allen Rohren feuerte. Die deutschen Schiffe konnten gegen sie nur ihre Buggeschütze einsetzen, was Scheer zu einer Gefechtskehrtwendung veranlasste. Etwas später machte er wieder kehrt, um die Briten erneut anzugreifen, musste sich aber nochmals zurückziehen und schickte Hippers Schlachtkreuzer an den Feind, um seinen Rückzug nach Südwest zu decken. Die britischen Schlachtschiffe blieben größtenteils unbeschädigt, nur die Marlborough erlitt einen Torpedotreffer am Bug.

Während der Nacht konnte Scheer mit der gesamten „Hochseeflotte“ hinter der Jellicoes Schlachtlinie nach Osten durchschlüpfen und zur Jade zurückkehren. Von deutschen Schlachtkreuzern waren vier (Lützow, Von der Tann, Seydlitz und Derfflinger) mehr oder weniger stark beschädigt und nur die Moltke blieb gefechtsbereit. Hippers Flaggschiff Lützow musste später aufgegeben werden und die anderen erreichten den Hafen. In nächtlichen Gefechten wurde das ältere Linienschiff Pommern durch britische Torpedos versenkt und der Kreuzer Elbing kollidierte mit dem Linienschiff Posen, um später selbstversenkt zu werden. Die Briten verloren auch die Zerstörer Tipperary, Turbulent, Ardent, Fortune, Shark, Sparrowhawk, Nestor und Nomad, die Deutschen die Kreuzer Frauenlob und Rostock sowie die Torpedoboote V 48, V 4, S 35, V 27 und V 29. Insgesamt fielen auf versenkten und beschädigten deutschen Schiffen 2551 Mann und 494 wurden verwundet.

Die Briten verloren mehr Schiffe und 6607 Seeleute (6097 wurden getötet, 510 verwundet und 177 gerieten in die Gefangenschaft), erzielten aber einen strategischen Sieg, obwohl es die britische Öffentlichkeit zunächst nicht begriff. Wie Winston Churchill später sagte, hätte Admiral Jellicoe an einem Tag die ganze britische Flotte und den Krieg verlieren können. Deshalb war seine vorsichtige Entscheidung, den angeschlagenen Gegner in die durch Minen verseuchten deutschen Gewässer nicht zu folgen richtig. Der deutsche taktische Sieg zählte aber nicht viel, weil die britische Blockade bestehen blieb. Man sagte später, dass „die Hochseeflotte ihren Gefängniswächter angegriffen hatte, um sich dann wieder zurück in den Kerker zu begeben“.

Još nema komentara

Nema komentara. Prijavite se i budite prvi koji će dati svoje mišljenje.
Važna obavijest
Sukladno članku 94. Zakona o elektroničkim medijima, komentiranje članaka na web portalu i mobilnim aplikacijama Vecernji.hr dopušteno je samo registriranim korisnicima. Svaki korisnik koji želi komentirati članke obvezan je prethodno se upoznati s Pravilima komentiranja na web portalu i mobilnim aplikacijama Vecernji.hr te sa zabranama propisanim stavkom 2. članka 94. Zakona.

Za komentiranje je potrebna prijava/registracija. Ako nemate korisnički račun, izaberite jedan od dva ponuđena načina i registrirajte se u par brzih koraka.

Želite prijaviti greške?

Još iz kategorije